Kiev 4m

Kameravorstellung

Kiev 4m

11. Mai 2016
Letzte Änderung 18. Mai 2016

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mehr und mehr mit alten analogen Kameras. Besonders angetan haben es mir die Messsucherkameras. Leider sind diese Kameras auch heute noch sehr beliebt bei Sammlern und sicher auch noch bei einigern Nutzern, so dass die Preise leider immer noch sehr hoch sind. Da ich mir den Traum einer Nikon S daher noch nicht erfüllen konnte, habe ich mir stattdessen eine Kiev 4m gekauft.

Kiev 4m

Kiev 4m

Allgemein

Die Kiev Messsucherkameras basieren dabei, genau wie die Nikon S, auf der Contax II und III von Zeiss Ikon. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die russischen Besatzungsmächte einfach das gesamte Kamerawerk in die Sowjetunion verfrachtet und dort die Kameras weitergebaut. Meine Kiev 4m ist allerdings ein moderat weiterentwickeltes Modell aus den 80er Jahren. Mehr Informationen über die Geschichte der Kiev Messsucherkameras findet ihr hier:

camerapedia.wikia.com/wiki/Kiev-4M
www.lausch.com/kiev4.htm
www.lomography.de/magazine/292130-lomopedia-kiev-4m

Technische Daten

Technische Daten
Bajonett Contax-Bajonett
Verschluss vertikaler Metallschlitzverschluss
Verschlusszeiten 1/1000s - 1/2s plus B
Blichtungsmesser ungekoppelter Selen-Belichtungsmesser
Blitzsychronisation 1/25s
Selbstauslöser ja, ca. 10s
Blitzanschluss Hotshoe
Gewicht ca. 710g (mit Helios 103)

Bedienung

Die Bedienung der Kiev ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Ich versuche an dieser Stelle daher auch nur ein paar Eigenheiten aufzulisten, die sich von der herkömmlichen Bedienung einer (klassischen) Kamera unterscheiden.

Der erste Fallstrick ist das Bildzählwerk. Nach dem Einlegen des Films muss man dieses von Hand auf Null stellen. Vergisst man das, weiß man nachher nicht so recht, wann der Film voll ist. Ich habe bei meinem ersten Film mindestens 50 Bilder auf den Film gequetscht, da sich das Zählwerk irgendwann einmal verstellt hat - vermutlich beim Herausnehmen der Kamera aus der Tasche. Einen Anschlag am Ende des Films gab es leider auch nicht, der Filmtransport ist offenbar einfach durchgerutscht.
Hat man diese erste Hürde überwunden, wird entweder mit dem eingebauten Selenbelichtungsmesser oder auf irgendeine andere Art die Belichtung ermittelt und eingestellt. Für die Belichtungszeit gibt es ein fast klassischen Zeitenrad, nur muss man es nach oben ziehen und dann die Zeit einstellen. Wichtig ist, dass man erst den Verschluss spannt und dann erst die Zeit einstellt, da sonst offenbar der Verschluss hängen bleiben kann. Aus persönlicher Erfahrung kann ich das allerdings nicht bestätigen, da ich, trotz meiner Schusseligkeit, bisher immer die Reihenfolge eingehalten habe.

Das Fokussieren geht bei den meisten Objektiven auf die übliche Weise mit Hilfe des Fokusrings am Objektiv. Aber gerade die weit verbreiteten Normalobjektive gehen einen anderen Weg. Das Contax-Bajonett besteht genau genommen aus zwei Bajonetten, einem inneren und einem äußeren. Das äußere Bajonett ist fest mit dem Kameragehäuse verbunden. Das innere Bajonett ist aber über ein Zahnrad neben dem Sucher vor und zurück zu bewegen. Auf diese Weise werden nahezu alle Normalobjektive fokussiert. Daher haben Normalobjektive für die Kiev in der Regel keine Fokussiermechanik und können so sehr kompakt gebaut werden.
Zum Filmtransport und Spannen des Verschlusses dient dann wieder das Zeitenrad, diesmal aber ohne es herauszuziehen.
Alles weitere wird im Großen und Ganzen ähnlich bedient wie bei allen anderen klassischen Kameras und muss daher an dieser Stelle nicht extra erwähnt werden.

Jupiter 12 - Objektiv für das Außenbajonett
Helios 103 - Objektiv für das Innenbajonett

Haptik und Verarbeitung

Die Haptik und Verarbeitung meiner Kiev ist ganz ordentlich, aber nicht berauschend. Gegenüber meiner Nikkormat wirkt sie dann doch etwas billig. Auch wurde bei meinem doch eher spätem Modell schon gelegentlich Plastik verwendet, was zu so einer klassischen Kamera eigentlich so gar nicht passen will. Alles in allem liegt die Kiev 4m in dieser Kategorie nur auf Mittelklasse-Niveau.

Zusammenfassung

Fotografieren mit einer Messsucherkamera macht Spaß! Trotz, oder gerade wegen der vielen kleinen Eigenheiten meiner Kiev, ist sie wohl die analoge Kamera, die ich am liebsten verwende. Aber häufig ist das trotzdem nicht. Das liegt vor allem an den Filmen. Man muss sie entwickeln (lassen), scannen und ausflecken. All das macht mir keinen Spaß! Und am Ende erwische ich mich dann doch wieder, dass ich sie mit digitalen Fotos vergleiche, die rein technisch inzwischen natürlich deutlich besser sind. Aber jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, nehme ich mir (mal wieder) vor, sie doch häufiger zu verwenden.

Aber irgendwann bekomme ich doch eine Nikon S...

Beispielbilder

Falls sich jetzt jemand wundert, dass die Beispielbilder farbig sind, muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich noch alte Farbfilme im Kühlschrank habe, die erst noch verbraucht werden müssen. Einen Augenblick hatte ich aber tatsächlich darüber nachgedacht, die Farbfotos in Schwarzweißfotos umzuwandeln, wie ich es bei meinen Digitalfotos ja auch mache, habe mich dann aber dafür entschieden, sie farbig zu belassen.

Hochspannungsmast

Hochspannungsmast

St. Marienkirche

St. Marienkirche

Dicker Turm

Dicker Turm