Das Komura 3,5/105mm Objektiv wurde vermutlich in den 1950ern und 60ern in verschiedenen Ausführungen von Sankyo Kōki für Schraubleicas und kompatible Kameras gebaut. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Schraubanschlüssen bei Objektiven bin und eigentlich ein Bajonett bevorzuge, habe ich angefangen eine stetig wachsende Sammlung von LTM-Objektiven aufzubauen. Eines der ersten Objektive, das mir in hervorragendem Zustand für wenig Geld zugeflogen ist, ist das Komura 3,5/105mm, das ich in diesem Beitrag kurz vorstellen möchte.
Da ich Messsucherobjektive, wie das hier vorgestellte Komura, aufgrund des sehr kurzen Auflagemaßes, nicht an meiner Nikon D700 betreiben kann, habe ich es für diesen Bericht, und natürlich auch für den späteren Einsatz, an meiner Fuji X-E1 betrieben. Da die Fuji nur einen APS-C-Sensor hat, musste ich auch mit den entsprechenden Vor- und Nachteilen leben. Zunächst mal verengt sich durch den kleineren Sensor der Bildwinkel, so dass das Komura die Bildwirkung eines 150mm Objektivs an einem KB-Sensor hat. Das ist mir eigentlich schon etwas zu lang. Der Vorteil des kleineren Sensors ist dagegen der, dass die schwachen Ecken vieler Objektive gar nicht mehr auf dem Sensor abgebildet werden.
Generell versuche ich immer eine passende Streulichtblende bei meinen Objektiven zu nutzen. Am liebsten die original zu dem Objektiv dazu gehörige. Aber die konnte ich leider nirgendwo auftreiben. Da das Objektiv mit seinem 43mm-Filtergewinde zu vielen meiner anderen Objektive passte, konnte ich einfach eine Streulichtblende aus dem Fundus nehmen. Etwas eigenartig sieht das lange dünne Ding aber dann doch an meiner Fuji aus.
In der folgenden Tabelle sind die technischen Daten des Objektivs zusammengetragen. Leider finden sich nicht sehr viel gesicherte Informationen über den inneren Aufbau des Objektivs, so dass alles, was ich nicht selbst gemessen habe, nur auf unsicheren Quellen beruht. In solchen Fällen sind die Angaben in Klammern gesetzt.
Technische Daten | |
---|---|
Optischer Aufbau | (3 Linsen) |
Bildwinkel | circa 23° KB / 15° APS-C |
Max. Blende | 3,5 |
Min. Blende | 22 |
Blendenlamellen | 16 |
Naheinstellgrenze | circa 100cm |
Fokusdrehwinkel | circa 220° |
Filtergewinde | 43mm |
Durchmesser | 51mm |
Länge | 98mm |
Gewicht | 306g |
Kameraanschluss | LTM |
Zur Vergütung kann ich wieder nur spekulieren. Der blau/violette Schimmer der Frontlinse deutet auf eine Vergütung hin, aber ob es sich dabei um eine einfache oder eine Mehrschichtvergütung handelt, kann ich nicht sagen. Bei dem Alter des Objektivs würde ich aber auf eine einfache Vergütung tippen.
Bei der Bedienung gibt es nicht viel zu bemängeln, der Fokusring läuft
sanft und gleichmäßig, wenn auch nicht ganz so leichtgängig. Die
Blende rastet in ganzen Stufen mit einen deutlich fühl- und hörbarem
Klick von einem Wert zum nächsten. Zwei Kleinigkeiten sind allerdings mir negativ
aufgefallen:
Zum einen, wenn man die Blende verstellt, dreht sich auch der Fokusring mit. Das ist
natürlich ärgerlich, wenn man erst bei Offenblende fokussiert und
anschließend zur Arbeitsblende wechselt. Da hilft es nur, den Fokusring beim
Abblenden fest zu halten.
Die andere Kleinigkeit ist vielleicht auch nur mein persönliches Problem, aber
ich habe bei diesem Objektiv etwas Schwierigkeiten, den Fokus zu treffen. Anfangs
waren viele Bilder deutlich unscharf, und ich wusste nicht so recht warum. Da aber
einige Bilder scharf waren, konnte es ja eigentlich nicht am Objektiv liegen.
Nachdem ich nach den ersten Tests die Enttäuschung etwas abklingen ließ
und ein paar Tage später eine weitere Testreihe machte, bei der ich deutlich
mehr Sorgfalt auf die Fokussierung anwendete, waren die Ergebnisse auch schon deutlich
besser. Aber so einfach, wie bei anderen Objektiven scheint es nicht zu sein.
Dieser Absatz wird bei mir immer etwas kurz behandelt, obwohl er für die meisten Leser wohl der wichtigste ist. Aber ich mache grundsätzlich keine Testfotos mit meinen Objektiven. Ich nutze sie einfach und versuche meine Eindrücke zu schildern. Mein erster Eindruck vom Komura war eher schlecht. Fast alle Bilder waren sehr unscharf. Aber ein paar waren scharf genug. Und diese paar hatte was! Zumindest genug um das Objektiv nicht gleich wieder ins Regal zu verbannen. Weiter oben schrieb ich ja schon von meinen Problemen beim Fokussieren mit dem Komura. Möglicherweise liegt das an dem etwas schwachen Kontrast, den das Objektiv liefert. Jedenfalls hat sich der erste Eindruck nicht bestätigt und das Objektiv liefert doch eine ganz brauchbare Schärfe. Allerdings sind hier auch keine Wunder zu erwarten, aber für meine Zwecke reicht die Schärfe völlig aus.
Das linke Bild zeigt einen 100%-Ausschnitt von unten links des mittleren Bildes. Das rechte Bild zeigt einen 100%-Ausschnitt von etwa der Mitte des mittleren Bildes.
Wie die meisten Objektive dieser Zeit ist es ein haptischer Hochgenuss, mit ihnen zu arbeiten. Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck, da gibt es auch nach 50 Jahren nichts zu meckern. Glas und Metall scheinen die einzigen verarbeiteten Materialien zu sein - gut so!
Das Komura ist ein haptisch erstklassiges und optisch ganz brauchbares Objektiv. Leider ist die Bedienung nicht ganz optimal, da das Verstellen der Blende auch den Fokus ändert. Mehr stört mich allerdings, dass ich den Fokus nicht so einfach finde, wie bei anderen Objektiven. Die Suche nach einem geeigneten Tele-Objektiv geht also noch weiter.