Reiseset

Objektive mit Leica M-Bajonett

Reiseset

25. Juli 2016
Letzte Änderung 27. Juli 2016

Einer der Gründe, mir zu meiner Nikon auch noch eine spiegellose Systemkamera zu kaufen, war zu viel Gewicht im Handgepäck bei Flugreisen. Ich musste mich schon sehr stark einschränken, um auf 8 Kilo zu kommen - und das ist natürlich immer noch deutlich zu viel. Bisher wurde mein Handgepäck zwar nie gewogen, aber ein ungutes Gefühl beim einchecken hatte ich dann doch immer. Es gab eigentlich nur eine Lösung: abspecken. Allerdings wollte ich nicht auf solide manuelle Objektive verzichten. Eine spiegellose Systemkamera mit Messsucherobjektiven schien dabei die beste Lösung zu sein. Ich will an dieser Stelle nicht die vielen Umwege beschreiben, auf die ich mich bei der Suche nach dem passenden System begeben habe, sondern gleich zu meiner vorläufig endgültigen Lösung kommen (man verzeihe mir diese widersprüchliche Formulierung, aber ich tue mich schwer mit endgültigen Lösungen). Die Wahl viel auf die Fuji X-E1, schon etwas älter, aber preiswert und noch immer eine tolle Kamera, und Objektive mit Leica M-Bajonett von Leica, Zeiss und Voigtländer.

Reiseset mit Fuji X-E1 und Objektiven mit Leica M-Bajonett

Die Kamera

Zu der Kamera möchte ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht viel sagen. Ich habe sie gekauft, weil sie billig war, gut aussieht und eine halbwegs gute Verarbeitung und Haptik bietet. Natürlich wurde auch Plastik verbaut, aber davon spürt man zum Glück nicht so viel. Der Preis der Kamera liegt bei einem Bruchteil des Preises jedes einzelnen Objektivs in diesem Set, daher spielt sie in dieser Vorstellung auch nur eine untergeordnete Rolle.

Die Objektive

Bei den Objektiven habe ich nach einer perfekten Lösung gesucht, aber die gibt es natürlich nicht. Kompromisse mache ich dann am ehesten bei der optischen Leistung. Absurd? Ja, vielleicht, aber ich habe schon vor längerer Zeit festgestellt, dass bessere Objektive keinesfalls bessere Fotos machen. Der begrenzende Faktor bin ich, meine Fähigkeiten. Es stört mich also nicht so sehr, wenn die Weitwinkelobjektive nicht ihre volle Leistung bis in die Ecken bringen, was ja ein typisches Problem bei Messsucherobjektiven an digitalen Kameras ist. Viel wichtiger ist mir die Verarbeitung und die Haptik der Objektive, denn das ist das, was mir den puren Spaß am fotografieren bringt. Und da sind die vorgestellten Objektive alle exzellent.

Die folgende Beschreibung der einzelnen Objektive ist, wie immer, sehr subjektiv und auch sehr kurz gefasst. Ausführliche Tests mit allen technische Daten finden sich massenweise im Internet, und vielleicht kommt auch von mir noch eine ausführlichere Vorstellung des einen oder anderen Objektivs dazu, hier und jetzt beschränke ich mich aber auf eine ganz kurze Vorstellung.

Voigtländer Super Wide Heliar f/4,5 15mm aspherical III

Will man an einer APS-C Kamera halbwegs brauchbares Weitwinkel haben und legt dabei noch Wert auf manuelles Fokussieren, kommt man an Voigtländer kaum vorbei. Das Super Wide Heliar ist inzwischen in der dritten Version verfügbar. Die erste Version, noch mit LTM-Anschluss, hatte ich vor einiger Zeit, habe sie allerdings inzwischen wieder verkauft. Dabei ist mir aufgefallen, dass die dritte Version doch deutlich größer, im Vergleich zur ersten Version, geworden ist. Allerdings hat man sie offenbar für die Verwendung an digitalen Sensoren optimiert. Der Schärfeabfall in den Ecken ist doch erfreulich gering, zumindest am APS-C Sensor der Fuji. Hinzu kommt, dass die dritte Version, im Gegensatz zur ersten, ein Filtergewinde besitzt, für mich sehr wichtig, da ich bei Langzeitbelichtungen gerne mit ND-Filtern arbeite.

Voigtländer Super Wide Heliar f/4.5 15mm aspherical III

Heruntergekommener Hauseingang, aufgenommen mit dem Super Wide Heliar

Carl Zeiss Biogon f/2,8 25mm

An einer APS-C Kamera, wie der Fuji, liegt für mich die wichtigste Brennweite zwischen 23mm und 25mm, was etwa 35mm an Kleinbild entspricht. In diesem Brennweitenbereich gibt es unter den manuellen Objektiven keine sehr große Auswahl. Eigentlich kann man nur zwischen Leica, Voigtländer und Zeiss wählen. Leica ist mir in diesem Bereich allerdings zu teuer. Das Voigtländer Skopar hatte ich mal in zwei Versionen, eine davon ist aber schon wieder verkauft. Grundsätzlich ist das Skopar aber eine sehr gute Alternative in diesem Bereich. Dennoch liebäugele ich schon lange mit dem Biogon. Leider liest man immer wieder, dass die Biogone mit Film hervorragend funktionieren, bei digitalen Sensoren aber eher enttäuschend sind. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass diese Aussagen nur sehr selten auf eigenen Erfahrungen beruhen, sondern eigentlich immer nur nachgeplappert wurden. Und so entschloss ich mich, es selbst zu probieren. Das 25er Biogon war dann auch mein erstes Biogon - und ich war sofort begeistert. Es schwächelt zwar tatsächlich etwas in den Ecken, aber das fällt bei meinen Bildern nicht wirklich auf. In der Mitte ist es aber das schärfste, was ich bisher an meiner Fuji hatte. Da es etwas größer ist, als die kleinen Skopare, empfinde ich es von der Bedienung her auch etwas angenehmer. Zur Zeit ist es mein Lieblingsobjektiv.

Carl Zeiss Biogon f/2,8 25mm

Wieder ein Hauseingang, aufgenommen mit dem Biogon

Eine Wand in Herdorf, aufgenommen mit dem Biogon

Briefkästen, aufgenommen mit dem Biogon

Carl Zeiss C Biogon f/2,8 35mm

Nach den positiven Erfahrungen mit dem 25er Biogon, wollte ich auch die 35mm mit einem Biogon besetzen, von Zeiss gibt es je eines mit f/2 und mit f/2,8. Ich entschied mich für die Version mit f/2,8, weil es etwas kleiner und leichter ist. Dafür steht auch das »C« in der Bezeichnung (Compact). Auch dieses Objektiv hat mich sofort begeistert und zeigt ähnlich gute Eigenschaften, wie das 25er Biogon.

Carl Zeiss C Biogon f/2,8 35mm

Siegen Eiserfeld, aufgenommen mit dem C Biogon

Eiserfelder Autobahnbrücke, aufgenommen mit dem C Biogon

Detail einer Bahnschranke, aufgenommen mit dem C Biogon

Carl Zeiss Planar f/2 50mm

Das Planar ist wohl die am meisten gebaute und kopierte Objektivkonstuktion aller Zeiten. Also muss es ja gut sein. Ist es auch. Da ich für meine Nikon ebenfalls ein Planar (und vermutlich noch etliche Kopien) habe, mit dem ich sehr gerne fotografiere, hatte ich eigentlich keine Zweifel, dass ich auch mit diesem Planar ein hervorragendes Objektiv bekomme. Während man dem Sonnar (ebenfalls von Zeiss) immer eine Menge Charakter zuspricht, gilt das Planar eher als modern und neutral. Für mich ist das völlig ok, da der Charakter eines Bildes ja doch eigentlich durch die Fähigkeiten des Fotografen zum Vorschein gebracht werden soll. Jedenfalls habe ich mit dem Planar ein scharfes und verzeichnungsfreies Objektiv - was ich daraus mache wird sich zeigen.

Carl Zeiss Planar f/2 50mm

Eingang einer Anwaltskanzlei(!), aufgenommen mit dem Planar

Geschmiedeter Zaun, aufgenommen mit dem Planar

Leica Elmarit f/2,8 90mm

Das Elmarit ist das älteste Objektiv in meinem Set, vermutlich aus dem Jahr 1963. Das merkt man leider auch an den Ergebnissen. Es ist nicht ganz so scharf und kontrastreich, wie die modernen Objektive von Zeiss und Voigtländer. Aber da ich unbedingt auch mal ein Leica-Objektiv haben wollte, und das Elmarit eines der wenigen ist, das in mein Budget passt, habe ich es in dieses Set mit aufgenommen. Es ist zudem eine Brennweite, die ich eher selten nutze. Dennoch ist es kein schlechtes Objektiv, letztendlich erfüllt es meine Ansprüche voll und ganz - und nur darauf kommt es an.

Leica Elmarit f/2,8 90mm

Siegener Industrie, aufgenommen mit dem Elmarit

Flip Flops, aufgenommen mit dem Elmarit

Taugt das als Reiseset?

Jetzt habe ich die Objektive kurz beschrieben und die Kamera noch viel kürzer, aber taugt das Set auch als Reiseset? Was braucht denn ein Reiseset? Klein muss es sein, und leicht. Aber Plastik darf natürlich nicht da sein, oder zumindest so wenig wie möglich. Trotzdem müssen alle auf Reisen vorkommenden Situationen damit gemeistert werden können. So absolut gesehen, muss ich diese Frage mit »nein« beantworten. Die ganze Ausrüstung ist zum Beispiel nicht für den Nahbereich geeignet. Das ist nicht die Domäne von Messsucherkameras und -objektiven. Allerdings gibt es Hilfmittel. Zwischenringe und Nahlinsen helfen mir bei den seltenen Gelegenheiten, wo ich mal nahe an's Motiv ran will. Alles weitere wird sich zeigen.
Wenn ich verreise, habe ich die Kamera mit einem Objektiv um den Hals hängen, die vier anderen Objektive kommen zusammen mit Akkus und anderem Kleinkram in eine kleine Fototasche. Die darf nicht mehr als drei Kilo wiegen. Das sind meine persönlichen Ansprüche an ein Reiseset, und die erfüllt dieses Set.
Aber auch auf Tagestouren muss das Set seine Kompaktheit beweisen. Alle Objektive, außer einem an der Kamera, müssen in Jacken- und Hosentaschen zu verstauen sein. Auch das geht. Für mich kann ich die oben gestellte Frage eindeutig mit »ja« beantworten.

Zusammenfassung

Ich werde das Set in der nächsten Zeit ausführlich, nicht nur auf Reisen, testen. Was ich bisher damit gemacht hat, hat mich allerdings schon ziemlich begeistert. Dennoch sehe ich schon jetzt Optimierungspotential. Das Elmarit könnte zum Beispiel über kurz oder lang durch ein besseres Objektiv ersetzt werden. In Frage kämen da zum Beispiel ein aktuelles Elmarit oder das 85er Tele-Tessar von Zeiss.
Weiter optimieren kann man die Anzahl der Objektive. Vier Objektive reichen für ein Reiseset, eigentlich ist das 35er nicht zwingend notwendig. Andererseits nimmt es aber auch kaum Platz ein.
Zum Schluss wäre natürlich auch noch die Kamera zu optimieren. Ich träume von einer echten Leica M. Die ist zwar wieder etwas größer und schwerer als die Fuji, aber dafür haptisch noch ein paar Klassen besser. Aber zwischen der Leica und mir stehen noch ein paar tausend fehlender Euros.
Zur Zeit bin ich jedenfalls sehr zufrieden mit diesem Set und hoffe, dass dieser Zustand noch lange anhält.